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Marcel Sobbe: Der Mord von Thlifery

Ein Fortsetzungsroman

Kapitel 1

Ich war auf dem Weg zur Bahnhofstraße. Die Straßen waren wie leergefegt, weil die meisten Leute beim sonntägigen Gottesdienst, bei dem ich auch wäre, wenn Herr Coûlé, ein Franzose, der vor 10 Jahren nach Deutschland einwanderte und nun Polizeichef der örtlichen Polizei in Sindelfingen ist, mich nicht gerufen hätte. Es war ein sehr schöner Tag nach der gestrigen Nacht, die ziemlich verregnet gewesen war. Viele Blütenblätter waren von den Bäumen gefallen und verströmten einen so wunderbaren Duft, dass man glaubte, man sei im Paradies. Auf den Straßen fuhren keine Autos, so stank es nicht nach Abgasen wie an anderen Tagen. Trotzdem hatte ich das ungute Gefühl, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, wenn Herr Coûlé mich an einem so wunderschönen Frühlingsmorgen zu sich rief. Als ich am Polizeigebäude an kam, lief mir sein Gehilfe Paul Schenzer entgegen und begrüßte mich höflich:„Guten Morgen, Herr Bloum. Herr Coûlé wartet schon auf sie.“„Morgen Paul, ich bin so schnell gekommen wie möglich. Ist etwas passiert?“ fragte ich ihn. „Das weiß ich nicht, Herr Coûlé hat nur gesagt, dass es dringend wäre.“ Ich überlegte kurz und fragte dann nach dem Zimmer. Er sagte, dass es im Nebengebäude des Hauptgebäudes sei. Ich machte mich auf den Weg um das alte Polizeigebäude herum. Es war mit Efeu überzogen und man konnte kaum noch die Wände erkennen. Ich kickte einen Kieselstein vor mir her, als ich am Haupeingang eintraf. Die Information bestand aus einem Holztisch, einem Computer und jeder Menge Papier, hinter denen eine blonde Sekretärin saß. Nachdem ich mich angemeldet hatte, ging ich einen langen Flur entlang, der mit einem schönen, roten Teppich ausgelegt war. Nun kam ich zum Verhandlungsraum, wo ich mein Werkzeug abholen sollte. Durch die Fenster kam nur wenig Licht herein und trotzdem konnte man sehen, was für eine Unordnung hier herrschte. Als ich gerade meine Werkzeuge nehmen wollte, sah ich einen der Polizeibeamten. Als ich ihn fragen wollte, was er hier mache, ging die Tür auf und Herr Schenzer trat herein. Ich drehte mich um und stieß mir mein Knie an einem herum stehenden Eimer am. Ich fluchte leise. „Herr Bloum, möchten sie sich nicht beeilen?“, fragte Herr Schenzer. Ich nahm mein Werkzeug und ging zur Tür heraus ohne ihn zu beachten. Ich ging den Gang weiter entlang und bog nach einiger Zeit in einen Nebengang ein, der mit matten Glühlampen erleuchtet war. In diesem Teil des Gebäudes war ich noch nicht gewesen, deshalb fand ich es verwunderlich, dass alles leer und kahl war. Ich trat durch die Tür in das Zimmer, das mir Herr Schenzer beschrieben hatte. Das Zimmer war platzsparend eingerichtet. Auf dieser Seite des Polizeigebäudes gab es sehr viel Licht und man konnte alles sehr genau sehen. Im Hintergrund des Raumes stand ein Schrank, in dem die Akten von Straftaten und Verbrechen standen. In der Mitte des Zimmers stand ein Tisch, auf dem eine Lampe, ein Computer und ein großer Stapel Papier, der aussah, als ob sie schier unendlich sei, standen. Hinter dem Stapel Papiere saß Herr Coûlé und durchsuchte sie. Ihm gegenüber standen zwei weitere Stühle, die mit Leder überzogen waren. Aufgrund der alten Wände und Möbel roch es hier nach morschen Holz und alter Erde. Als ich eintrat, blickte Herr Coûlé zu mir auf. „Guten Morgen, Herr Bloum“, sagte er und ich antwortete: „Guten Morgen, Herr Coûlé. Sie haben mich gerufen?“ Als er gerade antworten wollte, ging die Tür nochmals auf und hinter mir kam Herr Tscheid, unser Kommissar, durch die Tür herein. Aufgrund seiner Figur knarrte der Holzfußboden unter seinen Füßen. Mit müdem Gesicht stellte er sich mir gegenüber und begrüßte mich. Ich musterte ihn von oben bis unten und sagte dann: „Guten Morgen, Herr Tscheid. Sie sehen aus, als ob sie die letzte Nacht durchgemacht hätten.“ „Das kann man so sagen, ich habe gestern Abend einen Anruf bekommen.“ „Mal nicht so vorschnell, Herr Tscheid, Herr Bloum weiß doch noch gar nichts von dem Fall, aber warum setzen wir uns nicht?“ Wieder knarrte der Fußboden unter dem Gewicht von Herr Tscheid. Ich stellte meinen Koffer neben den Tisch und setzte mich hin. Da hörte ich die Kirchenglocken schlagen. 11.30 Uhr, die Kirche war aus und ich war nicht dort gewesen. Naja, halb so schlimm. In letzter Zeit war ich weniger in die Kirche gegangen, weil ich andauernd Fälle gehabt hatte. Als Detektiv hat man halt ein anstrengendes Leben. „Herr Bloum“, holte mich Herr Coûlé aus meinen Tagträumen. „Nun wollen wir mal zur Sache schreiten. Ich werde ihnen jetzt sagen, warum ich sie geholt habe, Herr Bloum. Es ist gestern Abend jemand ermordet worden. Um wen es sich handelt, wissen wir noch nicht. Ich möchte, dass sie als Detektiv den Tatort untersuchen und Herr Tscheid bei der Fallaufklärung helfen. Das einzige, was wir wissen, ist, dass der Tote sehr reich gewesen sein musste, denn in der Nebenstraße fand man seinen Wagen. Die Täter haben kein Geld mitgenommen, es war ein geplanter Mord. Sie waren so schlau, sich den gestrigen Tag auszusuchen, denn es hat sehr viel geregnet und es wurden die Spuren verwischt. Zusätzlich waren sie durch den Regen gut von den Blicken der Anderen geschützt und der Zeuge, den wir haben, konnte nur drei Gestalten erkennen. Ich hoffe also, dass sie Licht in die Sache bringen. Danke für ihre Zeit. Gehen sie jetzt bitte mit Herr Tscheid zum Tatort und überprüfen sie ihn bitte gründlich.“

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Stand: 03.08.09 Mail an mich