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Marcel Sobbe: Der Mord von Thlifery

Ein Fortsetzungsroman

Kapitel 3

Drei Straßen weiter war die Luft nicht so staubig und um einiges kühler durch die großen Schatten der noch größeren Wohnhäuser. Hier hatte die Kriminalpolizei den Fluchtwagen der Mörder aufgefunden und gleich zu untersuchen begonnen. An den Straßenrändern parkten weitere Autos und zwischen den Parkplätzen standen Bäume, die wie heute Morgen sehr schön blühten. Ich stellte den Polizeiwagen, mit dem ich und Herr Tscheid gekommen waren, auf einen freien Parkplatz ab und stiegen aus. Wieder wehte mir dieser wunderbare Duft in die Nase. Warum mussten die Fälle immer von Samstag auf Sonntag stattfinden; wenn die Menschen so etwas schon tun mussten, dann sollten sie es doch bitte an einen anderen Tag machen statt mir diesen so wunderschönen Sonntag zu vermiesen, an dem ich im Garten sitzen und es mir gut gehen lassen könnte. Herr Tscheid lief zu mir hin und bat mich um den Autoschlüssel, um den Kofferraum öffnen zu können und so seinen Notizblock und seine anderen Dinge aus dem Kofferraum rauszuholen. Ich lief zum Polizeiauto hin und öffnete den Kofferraum. Mein erster Blick verriet mir, dass dieser Kofferraum wahrscheinlich lange nicht mehr geputzt worden war. Ich und Herr Tscheid griffen fast gleichzeitig in den Kofferraum und holten unsere Arbeitssachen heraus. Herr Tscheid brauchte etwas länger, um die Sachen heraus zu hohlen, um den Fluchtwagen der Mörder zu untersuchen, und so hatte ich Zeit, mich schon einmal umzusehen und schon mal einen ersten Blick auf dem Fluchtwagen der Mörder zu wagen. Die Spurensicherung, die unter der Leitung von Herrn Müller hier ihr Werk tätigte, war hier schon lange bei der Arbeit und hatte schon einen kleinen Stapel DNS-Proben angehäuft. Herr Müller als Leiter der Spurensicherung gab aus einiger Entfernung seinen Leuten verschiedene Anweisungen. Oft erschien der eine oder andere Kopf aus einem der benachbarten Wohnhäuser, um Herrn Müller darauf hinzuweisen, dass es noch andere Leute in dieser Straße gäbe, die ihm sehr dankbar wären, wenn er etwas leiser schreien würde. Es dauerte aber keine zwei Minuten bis er wieder aus vollem Halse seinen Leuten etwas zu schrie und die nächste Person den Kopf aus dem Fenster streckte und sich sein „Ja, ja, ich werde es versuchen.“ anhören musste. Ich schaute mir das Spektakel eine Weile an und blickte danach die Straße entlang. Ich konnte auf beiden Seiten der Straße Hauseingänge zu Wohnhäusern, Geschäften, Garagen und kleinen Fabriken sehen. Von mir aus gesehen gab es auf der linken Seite noch eine Einfahrt, die zu einem der Sindelfinger Gymnasien führte. Genau gegenüber der Einfahrt des Gymnasiums gab es noch einen kleinen Weg, den gerade ein Mann hinaufgestiegen kam. Wahrscheinlich machte der alte Mann gerade seinen Sonntagsspaziergang wie die meisten Männer seines Alters. Was mich aber dann verwunderte, war, dass dieser Mann genau auf Herrn Müller zu ging und ihn ansprach. Nun erinnerte ich mich daran, was Herr Coûlé gesagt hatte, dass einem älterem Mann vor zwei Tagen sein Auto entwendet worden war und dass er es heute abholen wolle, wenn die Spurensicherungsabteilung von Herrn Müller mit ihren Untersuchungen am Fluchtwagen der Mörder fertig wären. Der Fluchtwagen der Mörder war direkt aufgefallen, weil man auf diesen Parkplatz nicht parken durfte. Der alte Mann und Herr Müller gingen redend zum Auto der unbekannten Mörder hinüber. Ich wollte nicht stören und ging erst mal meinem Arbeitsplan nach. Inzwischen war auch Herr Tscheid mit auspacken fertig und ordnete seine Papiere, obwohl er sich dabei ziemlich ungeschickt anstellte. Ich bekam langsam Hunger, ließ mich aber nicht davon ablenken und konzentrierte mich auf die wesentlichen Dinge, die ich als nächstes machen musste. Ich entschied mich, mit Herrn Müller über den wichtigen Punkt zu reden, weswegen mich Herr Coûlé zu ihm geschickt hatte. Manchmal kamen Kinder vorbei, die erstaunt zu uns herüber schauten und sich wahrscheinlich fragten, was das Ganze hier eigentlich sollte. Ich begab mich auf den Weg zu Herrn Müller. Dabei begegnete ich noch vielen weiteren Kollegen der Spurensicherung. Herr Müller war gerade mit dem alten Herrn fertig als ich bei ihm ankam. Er sah mich erstaunt an, nachdem er sich zu mir umgedreht hatte: „Guten Mittag, Herr Bloum, ich hatte sie bei diesem Tumult noch gar nicht bemerkt.“ Er sah noch überraschter aus, als Herr Tscheid hinter mir auftauchte. Herrn Tscheid rannen die Schweißtropfen über das Gesicht. Ich muss schon sagen, für einen Frühlingstag war es wirklich extrem heiß, trotz der im Horizont aufziehenden Wolken, die jetzt schon deutlich näher gekommen waren. Nachdem Herr Müller Herrn Tscheid begrüßt hatte, redeten wir über unbedeutende Dinge. Nach einer Weile meinte ich, dass wir endlich mal auf dem Punkt kommen sollten, weshalb Herr Müller mich und Herrn Tscheid so dringend zu sich gerufen habe. Nach einigen ausweichenden Erklärungen kam er endlich auf dem Punkt und sagte dann: „Nun, Herr Bloum und Herr Tscheid, ich habe die DNS-Proben einem meiner Experten zur Untersuchung gegeben und, ach, kommen sie mal rüber.“ Wir gingen zu den Tischen mit den vielen Geräten hinüber, Herr Tscheid und ich jedoch machten einen kleinen Umweg über den uns zu gestellten Polizeiwagen und holten uns unsere Brötchen, die ich und Herr Tscheid uns noch heute morgen vor der Arbeit zubereitet hatten. Mein Brötchen war mit Schinken, sauren Gurken und Senf belegt. Ich mag ja einen komischen Geschmack haben, dafür aber einen haarscharfen Verstand. Herr Tscheid nahm sich gleich ein halbes Baguette, dessen Inhalt ich jedoch nicht erkannte. Manchmal lugte aus seinem Baguette Salat heraus. Herr Tscheid hatte eben einen großen Appetit. Nachdem ich wieder bei den Tischen war, konnte ich mir den Tisch, an dem Herr Müller stand nun genauer ansehen. Auf ihm standen ein Laptop und ein aufgeschlagenes Buch mit ziemlich komischen Bildern. Herr Müller beschäftigte sich gerade mit dem Öffnen von bestimmten Dateien auf seinem Laptop. Als er fertig war, erklärte er uns: „Nun passen sie gut auf, Herr Bloum. Ich habe viele Kleiderfetzen im Fluchtwagen der Mörder gefunden. Der alte Herr vorher hat mir gesagt, dass niemand anderes als er in letzter Zeit im Auto gesessen habe. Ich habe die Leute, deren DNS-Proben im Auto der Mörder vorhanden waren, ausfindig gemacht. Es waren aber Personen aus ganz normale Familien, und jede Person, deren DNS im Wagen war, hatte ein Alibi für die Zeit des Mordfalles. In letzter Zeit gab es mehrere Kleidertonnen Aufbrüche und so habe ich sie gefragt, ob sie in letzter Zeit Altkleider entsorgt hätten, und das hatten sie alle mit ja beantworten können.“ Ich bat ihn um etwas Bedenkzeit und wiedermal rief ich Herrn Coûlé an, um mich mit ihm darüber zu beraten.



Gespannt, wie es weitergeht? Erfahren sie hier demnächst mehr in Kapitel 4!

Stand: 03.08.09 Mail an mich